Christliche Feste und ihr heidnischer Ursprung
Alle christlichen Feste haben ihren Ursprung in den alten heidnischen Bräuchen unserer keltischen Vorfahren. Als die Christen im frühen Mittelalter anfingen Mitteleuropa zu missionieren, stießen sie auf ein mit der Natur tief verwurzeltes Völkergeflecht, das in kleinen Familien- und Clanstrukturen zusammenlebte. Unsere Vorfahren überlieferten die Bräuche und Mythen zu großen Teilen mündlich und aus diesen Gründen wissen wir leider nicht allzu viel davon.
Jedoch haben fast alle christlichen Feste so starke heidnische Züge, dass es klar ist, dass diese Rituale sehr wohl überlebt haben. Selbst die Namen erinnern an alte Götter (Ostern erinnert z.B. an die Göttin Ostara, die als germanische Eostre ein Beiname der Göttin Freya war) und allein die großen Feuer haben keine Entsprechung in der Bibel. Die frühen Christen dürften bei unseren heidnischen Vorfahren den Weg des geringsten Widerstands gegangen sein und haben die urchristlichen Feste auf die heidnischen Termine gelegt und die Brauchtümer verschmolzen.
Der keltische Jahreskreis und ihre christlichen Feste
Unsere Vorfahren rechneten mit einem Mondkalender, der jedoch durch die vier großen Sonnenfeste und die Raunächte erweitert wurde. Der Vollmond war dabei sehr wichtig und markierte einige Feste wie Imbolg, Beltane, Lammas und Samhain. Die Winter- wie auch die Sommersonnenwende und die zwei Tag-und-Nacht-Gleichen stellen ebenso wichtige Feiertage dar. So gestaltete sich der keltische Jahreskreis folgendermaßen:
Samhain – das Fest der Toten
Das neue Jahr begann zu Samhain, das auf dem 11. Vollmond unseres Kalenders liegt. Die Natur liegt im Sterben, alles kommt zur Ruhe – es ist eine Zeit der Besinnung und des Todes. Die Christen legten aus diesem Grund ihr Allerheiligen auf den 1. November, der in der Nähe des 11. Vollmondes liegt. Auch bei den Christen werden die Toten gefeiert und gedacht. Das Halloween-Fest, das am Abend zuvor gefeiert wird, hat zutiefst heidnische Züge und sollte aus diesem Grund nicht verteufelt werden – dieses Fest ist älter als alle christlichen Feiertage! Dabei sollten durch die Verkleidungen nicht nur böse Geister vertrieben werden, sondern auch selbst in die Tiefe der Seele geschaut werden – die eigenen Schatten erkunden und annehmen.
Yule – das Licht wird wiedergeboren
Die Wintersonnenwende – also die längste Nacht und der kürzeste Tag – war eines der ganz großen Feste der Kelten und Germanen, denn an diesem Tag wird die Sonne wiedergeboren und die Tage werden wieder länger. Auch die Christen feiern die Geburt der Sonne oder ihres Erlösers – und zwar die Geburt Jesu am 24. Dezember, also drei Tage danach. Da sein Geburtstag nicht genau bekannt war, wurde dieses Fest in der Nähe der Wintersonnenwende, also Yule, gelegt. In Skandinavien sind die heidnischen Bräuche noch viel stärker als bei uns. Aber auch wir stellen einen immergrünen Baum als Zeichen der Wiedergeburt ins Haus und schmücken ihn mit den übrig gebliebenen Früchten des Erntedanks. Die heilige Lucia, die besonders in Schweden im Dezember gefeiert wird, ist eigentlich die Lichtbringerin. Um das zu verschleiern wurde eine christliche Märtyrerin aus ihr gemacht.
Raunächte – die Zeit dazwischen
Die Raunächte sind zwar kein Feiertag, aber eine ganz besondere Zeit: da die Kelten mit einem Mondkalender das Jahr berechneten, blieben am Ende des Jahres noch 11 Tage und 12 Nächte übrig bis die Sonne ihren Kreis vervollständigt hatte. Deshalb waren die Raunächte eine Zwischenzeit, in der das Tor zur Anderswelt ganz weit offenstand. In dieser Zeit wurde viel orakelt, das Wetter des nächsten Jahres vorhergesagt und Zwiesprache mit den Göttern und Verstorbenen gehalten. Auch die Christen ließen diese Tage und Nächte einziehen und machten Rau-ch-nächte aus ihnen. Es wurde viel gebetet und geräuchert, um zu hoffen, dass die Wilde Jagd mit ihren grimmigen Gesellen schnell vorüberzieht und die Tage wieder länger werden.
Imbolg – das Lichterfest
Imbolg fällt auf den zweiten Vollmond unseres Kalenderjahres und ist ein Fest der Hoffnung. Die Tage werden nun wieder länger, das Licht gewinnt immer mehr an Macht und langsam sprießen die ersten Kräuter. Es wird der Göttin Brigid gedacht, die nun wieder fruchtbar wird und den Frühling bringt. Das Christentum machte auch aus dieser alten Fruchtbarkeitsgöttin eine Heilige, derer gedacht wird. Besonders in Irland ist dieser Glaube fest verankert. Das Fest, dass die Christen Anfang Februar legten ist Maria Lichtmess. Bis zu diesem Zeitpunkt blieb früher der Weihnachtsbaum stehen und die Knechte und Mägde durften sich neue Herren suchen. Es war eine Art Neuanfang und Neubeginn. Dieses Fest wird heute nicht mehr allzu groß gefeiert, aber früher war es fest verankert in der dörflichen Gemeinde – Schulden wurden zurückbezahlt, das Bauernjahr begann wieder und man suchte sich neues Gesinde.
Ostara – die Frühjahrsgleiche
Ostern ist das höchste Kirchenfest und wird dementsprechend groß begangen. Dennoch hat auch dieses Fest starke heidnische Wurzeln, die bis heute nachhallen – die Neunkräutersuppe oder der Spinat am Gründonnerstag, der Osterhase, die Eier und das geopferte Lamm sind starke heidnische Fruchtbarkeitssymbole. Unser Osterfest ist geprägt von dieser Symbolik und allein der Kirchengang erinnert uns an die Auferstehung Christi. Aber genauso wie Jesus Christus nach dem Tod wiederauferstanden ist, macht es jetzt die Natur. Alles erwacht wieder zum Leben – also essen wir viele Wildkräuter oder Spinat. Das Ei ist ein urtümliches Symbol des Lebens und der Fruchtbarkeit und der Hase, der bis zu fünfmal im Jahr werfen kann, hat nun zu der Zeit der Frühjahrsgleiche den ersten Wurf. Die Lämmer wurden meist noch im Winter geboren und werden nun, um die Götter milde zu stimmen und das Land fruchtbar zu machen, geopfert – das Opferlamm.
Beltane – das Liebes- und Freudenfest
Unser Maibaum, der in jedem Dorf am 1. Mai aufgestellt wird, wird zwar vom Pfarrer gesegnet. Aber der lange Stamm, der den roten Kranz an seiner Spitze „durchbohrt“ spricht für sich – Beltane war bei den Kelten ein orgiastisches Fest, das am 5. Vollmond unseres Jahres stattfand und in welchem die körperliche Liebe gefeiert wurde! Ins Heu zu gehen, bedeutete nichts anderes, als nach dem rauschenden Fest mit dem Mann seiner Wahl aufs Feld zu gehen, sich dort der körperlichen Liebe hinzugeben und damit den Boden mit der Fruchtbarkeit zu segnen. Es war ein stellvertretendes Ritual für die Große Göttin und den befruchtenden Sonnengott. Der christlichen Kirche war dieses Fest, das noch lange nach der Christianisierung gefeiert wurde, ein Dorn im Auge. Die heilige Walpurga sollte das verschleiern und der erste Mai, als Tag der Arbeit, half dabei mit es noch mehr zu unterdrücken. Jedoch das Fest des Maibaumes geriet glücklicherweise nicht in Vergessenheit und das Maibaumstehlen und Maibaumklettern bei den jungen Burschen ist auch eine Art des „Balztanzes“.
Mittsommer – der Höhepunkt des Sommers
Nun sind die Tage die längsten des Jahres und die Nächte die kürzesten. Viele Kräuter und Blumen blühen und stehen nun in ihrer vollen Kraft. Aber auch mit Wehmut ist dieses Fest verbunden – die Tage werden nun wieder kürzer, aber auch die große Hitze steht noch bevor. Die Sommersonnenwende wird bei uns am Land noch oft mit großen Feuern gefeiert, denn die Sonne hat nun die größte Kraft und macht alles fruchtbar. Diese Feuer sind auch noch heute ein sehr kraftvolles Bild der Sonne und der Höhepunkt des jungen Sommers. Die christliche Kirche machte aus am 24. Juni einen christlichen Feiertag des heiligen Johannes des Täufers, der an diesem Tag angeblich geboren wurde. Auch das nun blühende Johanniskraut ist nach ihm benannt und sollte nun gesammelt werden.
Lammas – die Hochsommerfeier
Die Kelten feierten nun das Fest des Brotes, denn das Getreide wurde eingebracht und noch viele andere Feldfrüchte. Lammas wurde am 8. Vollmondes unseres Jahres gefeiert und man nennt es auch noch Schnitterfest oder Kräuterweihe. Der 15. August, also Mariä Himmelfahrt, ist auch bei uns ein Kräuterfest, an dem die Kräuterbuschen gesammelt und geweiht werden. Diese Buschen, die aus 7, 9 oder 33 Kräuter bestehen, wurden dann im späten Herbst und Winter verräuchert, wenn schlechte Zeiten oder Unwetter übers Land zogen. Wenn zu den Raunächsten noch etwas übrig war, war es ein gutes Jahr und der Rest wurde geräuchert. Es ist auch ein Fest des Beendens, denn ab jetzt wird geerntet und die Ernte für den Winter eingebracht. Die christliche Kirche feiert die Vollendung von Maria, also ihre Aufnahme in den Himmel – auch hier wieder ein Ende. Die Römer feierten auch an diesem Tag, und zwar die Göttin Diana, also die Göttin der Jagd.
Mabon – das Erntedankfest
Mabon fällt auf die Herbstgleiche und ist ein Fest der Dankbarkeit – die Feldfrüchte sind eingebracht und bevor der Winter kommt, ist es an der Zeit dankbar zu sein und Rückschau zu betreiben. Das Erntedankfest hat bei den Christen keinen großen Stellenwert und bis heute kein fixes Datum. Was aber besonders bei uns in den Alpen stattfindet und groß gefeiert wird ist der Almabtrieb – die Kühe und Schafe kommen ins Winterquartier, der Sommer ist vorbei. Bei den Kelten und Germanen war Mabon ein großes Fest, es wurde den Göttern gedankt, getrunken und gegessen und auf einen hoffentlich milden Winter gehofft.
Mit Erntedank geht auch das keltische Jahr dem Ende zu. Viele alten Bräuche können wir noch verwaschen an den heutigen Traditionen erkennen. Es ist wichtig diese zu feiern und nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Wer mit der Natur lebt, erkennt die Sinnhaftigkeit dieser Feste und kann sie entweder heidnisch oder christlich begehen – im Grunde ist es völlig egal, ob wir dem einen Gott huldigen, den alten Göttern oder der Natur – es hängt alles zusammen und Dankbarkeit für die Gaben, die wir erhalten sollte selbstverständlich sein!